Vergessene Pfoten e.V.
Nur mit dem Unmöglichen als Ziel kommt man zum Möglichen
25. April 2024
Impressum | Datenschutz

» Magnus

Ola Deutschland,

darf ich mich kurz vorstellen!?! Mein Name ist….öhm……Magnus. Warum ich jetzt überlegen musste? Naja, diesen Namen habe ich erst seit ein paar Tagen, vorher hieß ich immer nur „Perro mierda (scheiß Köter)“ oder „largate (hau ab)“. Muss ich mich erst noch dran gewöhnen, dass ich jetzt so eine tollen Namen habe! Melanie von den Pfoten nannte mich immer „Baby“, das passt zwar eigentlich nicht zu mir, aber ich fand das immer soooo schön ! Richtig stolz bin ich, dass sich endlich jemand für mich interessiert!

Aber jetzt mal von Anfang an…..wollt ihr meine Geschichte hören? Ich will ja schließlich nicht aufdringlich sein.

Also, es war Samstag, der 25.08.07,  und ich war wie immer auf der Suche nach etwas Essbarem, ganz nah bei meinem bisherigen Zuhause, der alten Kirchenruine, als plötzlich ein Auto anhielt.

Es stiegen drei Frauen aus und, weil sie mir solch eine Angst machten (da hasste ich noch alle Menschen und hatte fürchterliche Angst vor ihnen), lief ich so schnell ich konnte in meine Kirche, um mich zu verstecken. Aber es dauerte nicht lange bis die Damen mich fanden. Ich quetschte mich in die äußerste Ecke und machte mich gaaaanz klein. Die Frauen kamen immer näher und redeten auf mich ein. Ihre Stimmen waren so sanft und liebevoll… das kannte ich gar nicht! Trotzdem traute ich ihnen nicht, denn bisher waren alle Menschen nur schlecht zu mir gewesen.

Dann kam die ältere der Frauen auf mich zu und legte mir vorsichtig ein Halsband um. Ich konnte nur denken: Was geschieht jetzt??? Hatte mein letztes Stündlein geschlagen? Ich zitterte vor Angst. Dann versuchte sie mich mitzunehmen, aber ich wehrte mich, denn ich wollte nicht mit! Da passierte es, ich biss der Frau in die Hand! Heute weiß ich, dsas die Frau – ihr Name ist Gisela – es nur gut mit mir meinte, aber in dem Moment hatte ich einfach nur Panik, weil ich nicht wusste, was mit mir geschieht! Gisela, ich hoffe, du hast mir das verziehen. ES TUT MIR LEID!!!

Dann wurde ich von den drei Frauen (mittlerweile weiß ich wer es ist: Gisela, Ulrike und Melanie) mehr oder weniger aus der Ruine „geschoben“, denn ich wehrte mich immer noch. Dann hoben sie mich in ein Auto und auch da schnappte ich wieder! Auch dafür noch mal eine Endschuldigung meinerseits!

Dann fuhren wir los. Wohin meine Reise wohl gehen sollte? In den Tod?? Aber nein, auf einmal merkte ich, wie man mich streichelte und immer wieder sanft auf mich einsprach. Es war ein tolles Gefühl, das ich vorher nicht kannte! Es war Melanie. Sollten diese Frauen etwa anders sein las alle anderen? Es kam mir fast so vor, trotzdem war ich sehr skeptisch – ich konnte es einfach nicht glauben.

Dann fuhren wir durch ein großes Tor, hinter dem viele Hunde waren, die lauthals bellten! Wo war ich? In einer Perrera? Aber sie bellten nicht aus Angst, sondern aus Freude über die Menschen! Ja, mein Gott, waren die denn verrückt?? Wie kann man sich über Menschen freuen? Zu diesem Zeitpunkt konnte ich es mir noch nicht erklären.

Wir stiegen aus und Melanie brachte mich in eine Zwinger! Sie sagte es, sei besser so, denn ich könnte krank sein. Und dann passierte Eigenartiges: Man brachte mir Futter, Wasser, eine Decke, Spielzeug und sogar ein weiches Körbchen! Hört ihr??? EIN KÖÖÖÖÖÖRBCHEN!!!! So etwas Tolles hatte ich noch nie besessen! Es war so weich und schön… Nachdem ich erstmal etwas getrunken und gefressen hatte, legte ich mich hinein und schlief erstmal ein.

Als ich aufwachte, saß Mel neben mir und streichelte mich. Träumte ich? Ist sie ein netter Mensch? JA!!! Sie ist es, genau wie Gisela, Ulrike und Ralf! Jipieeeeeee, ich bin im Paradies!!

Am Montag ging es dann zum Tierarzt, da ich Durchfall hatte, plötzlich schlechte Nachrichten… Ich bin sehr sehr krank und man weiß nicht, ob ich es überhaupt schaffen werde!
Nicht schaffen??? Aber ich bin doch erst 1 Jahr alt! Ich habe bis jetzt alles geschafft, sonst wäre ich ja jetzt wohl nicht hier! Doch leider merkte ich, dass die Ärztin recht haben musste, denn ich fühle mich schlecht, schlapp und ausgelaugt!

Ich bekomme jetzt Medikamente. Die sind lecker, denn man bekommt sie mit Wurst oder Käse. :-)

Es vergingen noch einige Tage, die ich viel mit Melanie verbrachte. Heute kann ich sagen, dass sie meine Freundin ist und es doch gute Menschen gibt! Dienstaabend dann Hektik: Boxen wurden aufgebaut und Hunde wurden hineingesteckt, Koffer wurden gepackt und alles im Auto verstaut! Was war los? Melanie erklärte mir, dass diese Hunde nach Deutschland fliegen und dort von ihren Familien erwartet werden! Familien? Deutschland? Sollte es irgendwo da draußen etwas Schöneres geben als die Finca Lucendum? Melanie bestätigte es mir, sie sagte, dass ich das vielleicht bald auch erleben darf.

Plötzlich flossen Tränen. Melanie saß neben mir im Zwinger und weinte! Sie sagte, dass sie jetzt gehen müsse, zurück nach Deutschland! Ohne mich! Warum ohne mich? Warum darf ich nicht mit? Stimmt, ich war ja krank. :-( Sie nahm mich noch einmal in den Arm, küsste mich liebevoll und sagte: „Bleib stark, mein großer Freund! Und versprich mir gesund zu werden! Im Gegenzug verspreche ich, dir dann irgendwann das Paradies Deutschland zu zeigen!“ Sie streichelte mich noch einmal, verließ meinen Zwinger und stieg ins Auto. Ich war so traurig.

Zwei Stunden später kam das Auto wieder – ohne sie! Gisela stieg aus und kam zu mir, streichelte mich und sagte, ich solle nicht traurig sein. Sie wäre jetzt für mich da und passe auf mich auf. Dann sagte sie noch, dass sie Melanie versprochen habe, dass ich wieder gesund werde.

Jetzt versuche ich mein Versprechen einzuhalten. Das bin ich meinen Rettern schuldig!

Hoffnungsvolle Grüße,

euer Magnus

 

Update 01.09.07 : Magnus geht es schon etwas besser :-) Wir drücken weiter die Daumen!!!

Update 04.09.07: Gisela und Ralf mussten Magnus über die Regenbogenbrücke schicken. Als sie heute morgen zu ihm in den Zwinger kamen, war überall Blut. Er war schlapp und müde! Seine inneren Organe haben versagt. Das Einzige, was sie noch für ihn tun konnten, war ihm einen würdigen Tod zu schenken! Melanie ist unendlich traurig, ihr Baby hat es nicht geschafft! :-(

Mach’s gut, mein Freund! Ich hoffe, dir geht es jetzt besser, wo auch immer du bist! Ich werde dich nie vergessen und vieleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder!

In Liebe,

deine Freundin Melanie

 

1970   1971