Vergessene Pfoten e.V.
Nur mit dem Unmöglichen als Ziel kommt man zum Möglichen
26. April 2024
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» Reisebericht eines Adoptanten (2022)

„Mein erster Hund Luna kam vor über 18 Jahren aus dem Süden Portugals und wurde mit einer Tierschutzorganisation nach Deutschland vermittelt. Vor einigen Monaten ist Sie friedlich eingeschlafen. Nach 18 gemeinsamen Jahren und unzähligen Abenteuern, einer Zeit der Trauer und Verarbeitung und der Frage, ob ich je wieder einen Hund in meinem Leben begrüßen möchte, kam vor einiger Zeit die Antwort: Ja.

Also, warum nicht noch einmal schauen, ob nicht im Tierschutz ein Hund auf mich wartet. Auf der Suche nach einem kleinen vierbeinigen Freund bin ich auf der Internetseite von Vergessene Pfoten auf eine wunderschöne Podencohündin mit dem Namen Blanqui gestoßen. Da es sich um Hunde handelt, deren Vorgeschichte nicht oder nur teilweise bekannt ist, war es für mich eine spannende Überlegung, das Refugio, die Mitarbeiter und die Hunde zu besuchen.

Köln – Andújar – Köln, das sind gut 4300 km und die fährt man nicht mal eben. So haben sich Benny und Matti gefunden, die mich auf dieser Exkursion begleiten wollten.

Der Anreisetag war der 08.03.2022 und wir erreichten nach gut 23-stündiger Autofahrt über Namur, Paris, Bordeaux, Burgos und Madrid sowie gefühlt 100 Mautstationen den Ort Andújar in Andalusien. Wir hatten dort im alten Teil der Stadt eine Ferienwohnung gebucht, von der aus wir alles gut erreichen konnten. Altstadt, Einkaufsläden und Parkplatz, alles war zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Und das Refugio ist von dort nur ca. 10 Minuten mit dem Auto entfernt.

Am ersten Tag empfing uns Frau Alvarez und führte uns durch das Gelände. Überall waren Tiere in Freigehegen untergebracht und alle Hunde begrüßten uns mit lautem Gebell. Wir wurden direkt in das Gehege von Blanqui und Furkan geleitet, wo beide Hunde aufgeregt um uns herumsprangen. Meine beiden Begleiter sind dann in die Stadt zurückgefahren, während ich nur still im Gehege gesessen und beobachtet habe. Furkan, der Bodegueromischling, kam direkt zu mir und war sehr zutraulich, während Blanqui neugierig in einiger Entfernung stehen blieb. So vergingen die ersten beiden Stunden. Näher als auf 2 Meter Abstand kam Blanqui nicht heran. Wenn Furkan weiterzog, folgte Blanqui ihm umgehend. Er scheint ihr Halt zu sein.

  

Im Hintergrund konnte man die ehrenamtlichen Mitarbeiter bei ihrer täglichen Arbeit beobachten. Echte Idealisten mit einem Riesenherz für ihre Schützlinge. Leider fehlt dieses Herz vielen Inländern gänzlich. Wer seinen Hund nicht mehr braucht, der „entsorgt“ ihn, die Menge der Hunde im Refugio spricht Bände. Alleine in meinen 2,5 Tagen vor Ort kamen drei neue, total verängstigte Hunde an.

Nach weiteren zwei Stunden im Freilauf und vielen Leckerlis konnte ich mich auf gut zwei Meter an Blanqui annähen. Mehr ging nicht.

Um 15 Uhr ist Schicht im Refugio. Furkan hatte mir bis dahin mehrmals die Ohren gewaschen und mich total verdreckt. Egal, dafür hatte ich extra Kleidung mitgenommen. Sehr empfehlenswert. ;)
Beim Verlassen der Gehege fiel mir ein kleiner brauner Podengo Portugês auf. Diese Hündin war eine der vielen Neuzugänge.

Das Refugio ist schön gelegen und von Olivenbäumen umgeben. Das ganze Gelände bietet in mehreren Zwingern den Pferden, Hunden und Katzen eine sichere Unterkunft. Drumherum sind viele Freilaufgehege, in denen die Hunde viele Stunden am Tag in Rudeln umherziehen können, während die Mitarbeiter in den Ställen arbeiten können. Gut finde ich, dass die Freiläufe mit Sichtschutzwänden ausgestattet sind, damit sich die einzelnen Rudel nicht sehen können.

Am zweiten Tag ermöglichten mir zwei Mitarbeiter, mit Blanqui das Gehege an der Leine zu verlassen. Das war leider zu viel Stress für sie, sodass wir sie in einen leeren Freilauf zurückührten. Auf meine Bitte, ob ich Bella, die kleine braune Podengo-Portugês-Hündin, auch noch mit zu Blanqui ins Gehege nehmen dürfte, habe ich dann längere Zeit mit beiden im Freilauf verbracht. Diese ganzen Wünsche erfüllten mir die Mitarbeiter neben ihrer normalen Arbeit. Vielen Dank dafür.

 

Im Gehege mit beiden Hunden wurde Blanqui etwas zutraulicher. Jetzt ließ sie sich das erste Mal streicheln und bleib stehen. Blanqui wurde zusammen mit Luni im Umland aufgefunden, die beiden scheinen ein gutes Team gewesen zu sein. Mit Bella an ihrer Seite gewann Blanqui wieder etwas an Vertrauen zurück. Bella fasste schnell Vertrauen zu mir und machte es sich auf meinen Schoß bequem.

Am dritten Tag, unserem Abreisetag, habe ich noch einmal mehrere Stunden im Refugio mit Bella und anderen Hunden zusammen verbracht. Sehr gerne hätte ich noch weitere Hunde näher kennengelernt, nur das ging in der Kürze der Zeit leider nicht. Vielleicht ein andermal.

Ich kann nur sagen, das es absolut das Richtige war, Blanqui, Bella und die vielen anderen Hunde vor Ort zu besuchen und etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Es ist einerseits Würdigung der Mitarbeiter, die das alles ermöglichen, etwas Abwechslung für die Hunde und vielleicht eine Chance, einem Tier ein neues Zuhause zu geben. Ich möchte die Erfahrung im Refugio nicht mehr missen. So konnte ich doch Frau Alvarez und einige Mitarbeiter des Refugios kurz kennenlernen und möchte ihnen hier meinen Dank und Respekt aussprechen.

Die Reise war es absolut wert, denn jetzt wird die kleine Bella zu mir reisen und mit mir zusammen in meinem Tiny House leben. Ein kleines Happy End. :)“

Köln den 13.03.2022